Juni 2022 – Pfingsturlaub mit der Familie in Kroatien – ich fahre mit dem Fahrrad in 4,5 Tagen nach Hause (südwestlich von München)
Route:
Ich habe bei der Planung versucht möglichst Höhenmeter zu vermeiden. Die Fahrt startete in Punta Kriza auf der Insel Cres. Ziel war der Ammersee südwestlich von München. Ca. 660 Kilometer – Spoileralarm: Ich habe 65km mit der Bahn abgekürzt.
Grobe Stationen: Osor, Fähre Porozina-Brestova, über Istrien und Slowenien nach Triest, Monfalcone, Udine, Gemona del Friuli, Tolmezzo, Innichen, Bruneck, Franzenfeste, Brenner, Innsbruck, Garmisch-Partenkirchen, Murnau, Herrsching
Ich habe zum Teil absichtlich genaue Ortsbezeichnungen weggelassen, da dass schöne am Reisen meiner Meinung nach ja auch das Entdecken ist!
Fahrrad:
Ich fahre mit meinem Hardtail-Moutainbike (idworx) mit Federgabel-Lockout und Semi-Slicks (29iger) und einem anständigen Gepäckträger mit meinen 30 Jahre alten Fahrradtaschen. Geschaltet wird mit der 14-Gang Rohloff-Nabenschaltung.
Tag 1: Punta Kriza – Rocko Polje – 115km
Gestartet wurde morgens um 4:15 Uhr. Eine Stunde vor Sonnenaufgang um die Hitze und den Verkehr einigermaßen zu umgehen.
Langsam komme ich in’s Schwitzen, Geier Kreisen am morgen über meinen Köpfen. Einer kommt ganz dicht vor mir über die Straße geflogen, so nah hatte ich noch nie das Vergnügen. Prächtige Tiere sind das!
Nach Cres geht es bergauf und ich entscheide mich für’s erste Frühstück nach dem Starten. Hier sieht man mein Edelross.
Mit der Fähre geht es morgens um 9:00 Uhr rüber nach Brestova um dort gleich in der „morgendlichen Kühle“ eine ordentliche Steigung anzupacken. Das lohnt aber wie ein Blick nach Links zur Insel Cres offenbart.
Nach der Auffahrt brauche ich erstmal eine Pause im Schatten – es ist 11:00 Uhr und die Sonne leistet ganze Arbeit. Ich döse ein wenig im Schatten und ruhe mich aus.
Nach dem ersten langem Radltag entscheide ich mich nicht im Zelt zu nächtigen, da es mich zu einer Dusche hinzieht und der Fluß keine Badeoption mehr ist.
Ich werde herzlichst mit einem Selbstgebrannten begrüßt und mir wird der Garten-Pool angeboten. Die Slowenische Grenze ist nicht mehr weit.
Tag 2: Rocko Polje – Gemona del Friuli – 152km
Ich starte wieder sehr früh (vor Sonnenaufgang um kurz vor 5:00 Uhr) – wieder aus den Gründen Verkehr und Hitze zu „umfahren“.
Der Grenzübertritt erschien mir etwas Absurd. Im „Nirgendwo“ erscheinen plötzlich sehr hohe Zäune und Stacheldraht ich biege um die Ecke und sehe eine Grenzstation (ich ging davon aus, dass es sowas mitten in den Bergen nicht geben wird). Es ist morgens um kurz nach 6:00 Uhr und ich befürchte das dort keine Zöllner sind – die Schranken sind geschlossen. Ich rufe und jemand kommt aus dem Gebäude und nimmt mit schlechter Laune meinen Pass entgegen. Er kontrolliert diesen in seinem kleinen Gebäude eindringlich und bringt ihr mir nach ca 10 Minuten wieder und sagt nur „ok“ und öffnet mir die Schranke. Ich schiebe mein Rad 5 Meter weiter zu dem Slowenische Beamten der sich auch nochmal meinen Pass zeigen lässt, diesen mit in sein Gebäude nimmt, noch mal telefoniert und ihn mir nach ebenfalls 5-10 Minuten erst wiederbringt. Backflash in die 90iger Jahre!
Es geht weiter auf zum Teil Schotterpisten oder kleinen Straßen. Ich bin froh über meine MTB-Bereifung.
Die Fahrt durch Slowenien ist landschaftlich sehr eindrucksvoll. Radwege sucht man an den Hauptrouten vergeblich bzw. auf den kleine Straßen sind die natürlich auch überhaupt nicht nötig. Die „Radwege“ die ich fahren wollte, waren gesperrt, Alternativrouten mit Schotter aufgefüllt, ich entschied mich dann für die Hauptstraße nach Italien – Es war auch nur ein kurzes Stück.
Es gibt Erfahrungen und Situationen die man zum ersten mal im Leben durchmacht. Die folgende hieß: Bon Giorno Italia – Pizza zum Frühstück. Morgens um 8:30 Uhr in Italien in eine Bäckerei und ihr könnt euch vorstellen wie dies nach 2,5h Fahrradfahrt geschmeckt hat:
Nördlich von Monfalcone überquere ich den Fluß Isonzo. Der Anblick ist erschreckend. Links im Bild ist er „aufgestaut“!
Die Route geht weiter Richtung Udine und durch die Innenstadt von Udine weiter Richtung Norden. Ich habe weit über 100km hinter mir aber entscheide noch weiter zu radeln zum Fuße der Alpen, da es erst 15:00 Uhr ist.
Das Ziel Gemona del Friuli wird auch gewählt, weil dort ein netter kleiner Campingplatz ist.
Ich gehe wieder früh ins Bett um morgens wieder früh zu starten. Am Morgen des dritten Tages geht es los um ca. 5:30 Uhr zum Sonnenaufgang rein in die ersten Gebirgstäler.
Tag 3: Gemona del Friuli – Kreuzbergpass – 95km
Erstaunlich viel Verkehr so früh am Morgen, aber nach ein paar Kilometern geht es auf einen wunderschönen (und zu dieser Zeit einsamen) Radweg:
Es geht kurz an der Stadt Tolmezzo bei Sonnenaufgang vorbei um dann gleich auf den nächsten schönen Radweg zu gelangen.
Ab jetzt geht es dann sehr stark bergauf. Noch bis Ovaro auf sehr schönen Wegen – dass das Radeln für mich sehr viel angenehmer macht.
Ab Ovaro bin ich dann auf der Paßstraße unterwegs. Dort passiert mal wieder was sehr ungewöhnliches. Ich fahre lange am Tag dafür nicht schnell, schon gar nicht bergauf – eher gemütlich. Von hinten kommen eigenartige Geräusche die ich erst ignoriere – plötzlich überholen mich zwei „Skifahrerinnen“ – wohl vom italienischen Biathlon Kader, in einem schwindelerregendem Tempo skaten und stoßen sie sich mit Skistöcken den Paß hinauf bei knapp 30 Grad im Schatten über 10km!
Kurz vor dem Cima di Sappada merke ich ein federndes Gefühl im Hinterreifen und ahne sofort meinen ersten Platten – es waren wohl die kurz zuvor durchfahrenen Glasscherben schuld. Eine Pause kommt mir aber eh nach der Anstrengung sehr gelegen und ich rolle gleich mal wieder die Isomatte aus und gönne mir nach Reparaturarbeiten einen kleinen Mittagsschlaf.
Nach dem Lima di Sappada geht es erstmal wieder bergab um dann gleich wieder zum nächsten Paß (Kreuzbergpaß) anzusteigen.
Jetzt geht es hoch zum Kreuzbergpass – Grenze zu Südtirol dort schlage ich abends das Zelt auf wehre Mücken auf 1600 Metern ab und schlafe früh und sehr müde ein. Nachts kommt mich ein Fuchs besuchen/wecken, da ich nicht mehr mit großer Hitze rechne, schalte ich den Wecker aus und schlafe aus. Es geht dann morgens um 6:45 erst los. Das erstmal mal mit langer Hose, Schal, Handschuhen – es ist kalt, nicht kühl, nein kalt!
Tag 4: Kreuzbergpass – Murnau – 190km
Bisher ging es sehr viel bergab aber die Sonne ist gnadenlos, der Wetterbericht sagt am Brenner OBEN hat es noch 30 Grad im Schatten. Ich entscheide mich die 5-600 Höhenmeter abzukürzen und steige in Franzenfeste kurzentschlossen mit dem Rad in die Bahn und fahre bis zum Brenner hoch. Dann geht es weiter ein Stück die alte Brennerstraße runter und dann über Nebenstraßen leider nicht immer nur bergab Richtung Innsbruck.
Es ist 16:00 Uhr nam Nachmittag, die Sonne entfaltet ihre ganze Kraft, die Felswände am Wegesrand strahlen die Hitze ab. Dann geht es endlich bergab und es kommt dieses einladende Wäldchen mit Schatten und viel Wind oberhalb von Innsbruck.
Ich plante eigentlich den Zirler Berg hochzufahren auf Nebenstraßen – wage nochmal ein Blick ins Internet auf der Suche nach einer Alternativroute zum Zirler Berg. Da gibt es dann noch den weiten Umweg über Leutasch und am Ende eines Artikels schreiben die Autoren: „Oder sie steigen in Innsbruck in die Regionalbahn und fahren bis Seefeld/Tirol“ – Alles klar denke ich mir und steige an diesem sehr heißen Tag das zweite mal in die S-Bahn:
Im Zug suche ich nach Übernachtungsmöglichkeiten zwischen Seefeld/Tirol und Garmisch – keine Chance, alles ausgebucht, Campingplätze überfüllt etc. Den Grund sehe ich dann in Seefeld als ich aus dem Zug steige:
Okay, dann heisst es einfach weiterfahren, da ich an dem heutigen Tag größtenteils bergab fuhr und die Temperaturen nach 19:00 Uhr auch langsam erträglich werden entscheide ich mich erstmal bis Garmisch weiterzufahren. Der Weg führt über die Grenzen und dann an der Isar entlang – wunderschön, begleitet durch skeptische Blicke von Zivilpolizei die dort im „Nirgendwo“ die Stellung halten.
Der Weg ist mein Ziel, und ein Kaiserschmarrn in Garmisch, wo ich zwischen dem Staatspersonal noch ein Platz im Restaurant ergattern kann. Dann geht es gleich weiter, solange es noch einigermaßen hell ist. In Eschenlohe beobachte ich um kurz vor 22:00 Uhr noch was besonderes: Sonnwendfeuer auf den Bergen:
Sonnwendfeuer in Eschenlohe oben am Berg von der Ammerbrücke
Tag 5: Murnau – zu Hause – 48km
In Weilheim gab es dann noch eine großes Eis als zweites Frühstück, dann bin ich die Ammer runtergefahren bis kurz vor den Ammersee und über Herrsching nach Hause.
Fazit
Radreisen machen auch noch mit Ende 40 Spaß. Mit Warnweste wird man besser gesehen! Brille ist am Morgen und Abend und auf Kies elementar wichtig. Schnellfahren lässt einen nur schneller erschöpfen – aber nicht weiter kommen.
Genießt das Reisen auf dem Rad – man sieht, riecht, spürt und erlebt mehr als sonst.